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Bericht aus Berlin

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek zu Gast beim Unternehmens- und Wirtschaftsverband Westfalen

Die Mischung machte es: Die erste Veranstaltung des Unternehmens- und Wirtschaftsverband Westfalen (UWW) in diesem Jahr stieß bei den mittelständischen Unternehmern in den Kreisen Steinfurt und Warendorf auf großes Interesse. UWW-Vorstandsvorsitzender Frank Tischner konnte mit der Bundesbildungsministerin Anja Karliczek nicht nur die „Berichterstatterin“ aus der Hauptstadt Berlin begrüßen, sondern hatte gleichzeitig eine Politikerin eingeladen, die aus dem Münsterland stammt und Region, Menschen und deren Wünsche und Sorgen bestens kennt. Der Bericht der Politikerin war dann auch weniger ein Vortrag, sondern mehr ein Informationsgespräch bei dem auch ein Imbiss gereicht wurde.

In dieser lockeren Atmosphäre, in der aber dennoch sehr konzentriert zugehört und anschließend auch diskutiert wurde, berichtete die Bundesministerin für das Geschehen im politischen Berlin, die Arbeit der GroKo und natürlich insbesondere von der Arbeit in ihrem Ressort, dem Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft. Hier war vor allem das zum 1. Januar 2020 in Kraft getretene novellierte Berufsausbildungsgesetz Kernthema, auf das Anja Karliczek ausführlich einging und das auch seitens der Unternehmer in der Diskussion aufgegriffen wurde. Die Einführung einer Mindestvergütung für Auszubildende erregt immer noch die Gemüter – weniger wegen der Höhe, da die Auszubildenden der dem UWW angeschlossenen Betriebe bereits heute in der Regel eine Vergütung über dem Mindestlohn erhalten. Es ist vor allem der Eingriff in die Tarifautonomie der Sozialpartner, die viele stört.

Auch die Freistellung volljähriger Auszubildender an Berufsschultagen vom Betrieb stieß bei so manchem Gesprächsteilnehmer auf wenig Verständnis, weil dadurch, so die Meinung der Wirtschaftsvertreter, viele Wochentage betrieblicher Lernzeit im Jahr verloren gehen und die Ausbildungsqualität dadurch eingeschränkt wird. Dabei soll die Qualität der dualen Berufsausbildung durch eine weitere Maßnahme in der Gesetzesnovellierung besonders hervorgehoben werden, die auch bei den UWW-Mitgliedern Anklang fand. So gelten nun international verständliche Zusatzbezeichnungen zu Berufsabschlüssen. Der Handwerksmeister kann jetzt zusätzlich die Bezeichnung „Bachelor Professional“ führen – ein Beitrag, die gleichwertige Behandlung von akademischer und beruflicher Bildung weiterzubringen.

Verbunden mit der Berufsbildung wurden auch die Bereiche Digitalisierung sowie Fachkräftegewinnung und –sicherung lebhaft diskutiert. Karliczek verwies hier auf den DigitalPakt Schule, der von ihrem Ministerium letzten Jahr angestoßen wurde, um das Lernen in der digitalen Welt mit einem flächendeckenden Infrastrukturvorhaben umzusetzen, zeigte aber auch die Grenzen der Bundespolitik angesichts der Kulturhoheit der Länder auf, was sich nicht zuletzt auch der Ausstieg von Bayern und Baden-Württemberg aus dem geplanten Nationalen Bildungsrat zeigte.

Aber auch wenn ein Thema eigentlich nicht zum Kernbereich einer Bundesbildungsministerin gehörte, so war Anja Karliczek auch offen für Informationen und Meinungen der anwesenden Unternehmer wie z. B. zum Übermaß an Bürokratie oder – aktuell – zum leidigen Thema „Bonpflicht“. Hier, da war sich Gastgeber UWW-Vorsitzender Frank Tischner sicher, „wird Frau Karliczek als Abgeordnete mit hiesigem Wahlkreis auch andersherum in Berlin Bericht aus dem Münsterland erstatten.“

 

Veranstaltungs-Highlights für Unternehmer

Mitgliederversammlung des Unternehmens- und Wirtschaftsverbandes Westfalen

„Veränderungen brauchen Mut: Regionale Wirtschaft zwischen Heimatgefühl und rasender Globalisierung“ lautete nicht nur der Impulsvortrag vom Vorstandsvorsitzenden Frank Tischner auf der ersten Mitgliederversammlung des im letzten Jahr gegründeten Unternehmens- und Wirtschaftsverbandes Westfalen (UWW) im Mitgliedsunternehmen Josef Beermann in Hörstel-Riesenbeck. Das Thema umschreibt auch das Selbstverständnis des Vereins, der sich für die Interessen mittelständischer Unternehmen aus allen Wirtschaftsbereichen einsetzt und schwerpunktmäßig in den Kreisen Steinfurt und Warendorf tätig ist. Für die heimischen mittelständischen Unternehmen, die das Rückgrat der Wirtschaft darstellen, forderte Tischner in seinem Vortrag mehr Unterstützung – so wie für Konzerne und Banken, die unter staatliche Rettungsschirme genommen werden.

Neben verschiedenen Serviceangeboten wie beispielsweise die Beratung in arbeitsrechtlichen Fragen setzt der Verband einen besonderen Schwerpunkt bei den Veranstaltungen. Highlights des ersten Jahres waren die Veranstaltungen mit dem Bundestagsabgeordneten Dr. Gregor Gysi in der Firma Bernd Münstermann in Westbevern im Vorfeld der Europawahlen und mit Professor Dr. Heiko Kleve von der Universität Witten, der zusammen mit den UWW-Vorstandsmitgliedern Anna Weßling und Bernd Münstermann die Übergabe von Familienunternehmen aus verschiedenen Blickwinkel beleuchtete. Jeweils rund 100 interessierte Unternehmerinnen und Unternehmer nahmen an den beiden Veranstaltungen teil. Aber auch kleine themenbezogene Workshops zu speziellen Fragen der Unternehmer und ihrer Rolle wurden gut angenommen.

Nach diesem kurzen Rückblick des ersten Jahres informierte der UWW auch über die 2020 geplanten Veranstaltungen. So wird bereits am 9. Januar Bundesbildungsministerin Anja Karliczek exklusiv für die Verbandsmitglieder von ihrer Arbeit in Berlin berichten. Neben bundes-, landes- und kommunalpolitischen Themen werden auch betriebsrelevante Fachveranstaltungen in besonderen Formaten angeboten. Einen Überblick, was im nächsten Jahr der Unternehmens- und Wirtschaftsverband Westfalen für die Mitgliedsunternehmen plant, kann man hier erfahren. Sobald die konkreten Termine feststehen, werden sie unter Rubrik „Veranstaltungen“ veröffentlicht. Über Aktuelles aus dem Verband wird zusätzlich per Facebook informiert.

Jede Betriebsübernahme eines Familienunternehmens ist eine Herausforderung

Voll besetzt war der Vortragssaal vom Waldhaus an de Mialkwellen in Geven, als Professor Dr. Heiko Kleve, Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) auf Einladung des Unternehmen und Wirtschaftsverbandes UWW und der Kreishandwerkerschaft (KH) Steinfurt-Warendorf zum Thema Nachfolge im Betrieb, Herausforderungen und Lösungen für Unternehmerfamilien referierte.

„Nachfolgelösungen im Familienunternehmen müssen mit Respekt vor der Tradition und der besonderen Situation des jeweiligen Unternehmens und der Familie gefunden werden. Jede Betriebsübernahme ist individuell, es wird keine Standardlösungen geben“, so das Fazit von Prof. Dr. Kleve. „Oftmals schwappen die Emotionen aus der Familie in das eigene Unternehmen mit ein. Auch Gegensätze dürfen nicht immer schwarz oder weiß gesehen werden. Die Unternehmen müssen eine Meisterleistung im Spagat hinlegen und beide Seiten gerecht werden“, ergänzte Kleve.

Bernd Münstermann von der Münstermann GmbH & Co. KG hat diesen Sprung geschafft. Aus eigener Erfahrung berichtete er im Anschluss an den Vortrag über die Betriebsübergabe an seine Nachfolger. Zwei Jahre hatte Bernd Münstermann eine externe Hilfestellung an seiner Seite. Viele Möglichkeiten wurden durchgespielt. „Wo sehe ich mich in der Familie, als Unternehmer und wo meine eigenen Kinder“, erinnerte sich Münstermann. „Wir haben eine Familiensitzung einberufen und offen mit unseren Kindern über Familie und Unternehmen gesprochen“, ergänzte Münstermann. Im Laufe der Zeit fiel einstimmig die Entscheidung auf meinen zweiten Sohn, der die Nachfolge angetreten hat. Nach und nach hat er das Unternehmen und die Unternehmensabläufe kennengelernt. „Nach genau zwei Jahren habe ich mein Amt als Geschäftsführer abgelegt und mein Büro aufgegeben. Das Unternehmen habe ich in den kommenden sechs Monaten während der Betriebszeiten nicht mehr betreten. Das war für mich eine schwere Zeit, aber ich wusste, dass ich meinem Sohn die Zügel in die Hand geben muss und er seine eigenen Erfahrungen machen soll“, sagte Bernd Münstermann. Rückblickend gibt er unumwunden zu, dass es ein nicht einfacher, aber für die Kinder ein erfolgreicher Weg war und er heute mit viel Stolz über die nächste Generation  spricht.

Anja Weßling von der Weßling Gruppe hat aus Sicht der übernehmenden Generation berichtet. Ihr Vater hatte allen Kindern die Möglichkeit gegeben, das Unternehmen zu übernehmen. Familie Weßling hat ebenfalls einen Familienrat gegründet und trifft sich heute noch regelmäßig. Offene Gespräche setzten sie an oberster Stelle. Damit keine Konflikte entstehen, wurde ein Regelwerk eingeführt. Nach und nach stiegen sie und ihre Geschwister in das Unternehmen ein. Bei fast 1.400 Angestellten hat jeder der vier Geschwister seinen eigenen Bereich, der bis zur internationalen Geschäftsleitung geht. „Wir sind zu einem erfolgreichen Team gewachsen und können Familie und Unternehmen sehr gut unterscheiden“, sagte sie.

Frank Tischner, Vorsitzender des UWW, war sehr zufrieden mit der Resonanz auf die Veranstaltung. „Der Vortrag und darauf aufbauend die Erfahrungsberichte wurden von den Zuhörern positiv bewertet.“

Gregor Gysi zu Gast beim UWW


Am 23.05.2019 durften wir den ehemaligen Vorsitzenden der Bundesfraktion  „Die Linke“ und seit 2016 Präsident der Europäischen Linke, Dr. Gregor Gysi,  in den Räumlichkeiten der Fa. Münstermann in Westbevern empfangen.

Zum Thema „Wege in eine neue Gesellschaft – Herausforderung Europa 2050“ hielt Dr. Gysi einen interessanten Vortrag und formulierte seine Thesen gewohnt unterhaltsam und meinungsstark, aber wenig provokant. Es folgten im Anschluss seines Referates noch einige Fragen aus den Reihen des vollbesetzen Vortragssaales. Steuerpolitisch trat er dicht an die Herzen des Publikums und führte aus, dass der Mittelstand  beim Wirtschaften mehr Gerechtigkeit benötige. Fazit seines Referates „die EU gehört unbedingt erhalten“ (Wir Alten sind verpflichtet, die EU für die Jungend zu retten“. Fazit zwei „so wie bisher geht es mit Wirtschaft und Gesellschaft nicht  weiter“. Effizientes Wirtschaften sowie TOP-Leistungen in Forschung, Sport und Kultur seien am Kapitalismus zu erhalten, so Herr Dr. Gysi. Frieden kann er jedoch nicht sichern, ebenso wenig wie soziale Gerechtigkeit oder ökologische Nachhaltigkeit.

Im Anschluss seines bemerkenswerten Vortrages lobte Dr. Gysi, dass das Konstrukt der EU weltweit einmalig ist und gab dem Publikum noch ein „wir kriegen das hin“ mit auf den Weg.

 

Große Resonanz beim ersten Azubi-Tag

Azubi-Tag

v. l. Frank Tischner, Sarah Lietke, Maren Ockenga, Karin Jöhring, Jürgen Blömers, Markus Peter, Detlef Gross

Am 11.05.2019 fand der erste Azubi-Tag für viele Berufseinsteiger im BildungsCenter Rheine der Kreishandwerkerschaft (KH) Steinfurt-Warendorf statt. Die IKK classic, der UWW Unternehmens- und Wirtschaftsverband Westfalen e. V. und die KH Steinfurt-Warendorf hatten sie dazu eingeladen. Über 90 hochmotivierte „BaldAzubis“ erhielten eine gezielte Beratung zum Ausbildungsbeginn.

Wo ist der Unterschied zwischen Schule und Beruf? Wie kann ich mich auf die Ausbildung vorbereiten? Was muss ich zum Thema Team Building wissen? Diese und weitere Fragen wurden anhand verschiedener Workshops beantwortet.

Ein Highlight war der Escape-Room. In diesem konnten die Teilnehmer ihren Zusammenhalt und ihre Teamfähigkeit beweisen. „Teamarbeit ist in vielen Bereichen der Berufswelt wichtig, insbesondere im Handwerk“, erklärte Frank Tischner, Hauptgeschäftsführer der KH Steinfurt-Warendorf.

Welche Auswirkungen hat Alkohol auf die Fahrtüchtigkeit? Das wurde an einem echten Auto beim Fahrsimulator getestet und die neuen Auszubildenden wurden dabei auf die Gefahren im Straßenverkehr hingewiesen. „Die Schülerinnen und Schüler waren erstaunt, wie gefährlich Alkohol und Drogen das Fahrverhalten beeinflussen“, so Karin Jöhring, regionale Geschäftsführerin von der IKK classic, die auf die besondere Bedeutung der Verkehrssicherheit im ländlichen Raum bei Fahrten zum Ausbildungsplatz und zur Berufsschule verwies.

Zum Schluss des Azubi-Tages wurden zwei Fußballtrikots inklusive Unterschriften vom Bundesligisten Borussia Dortmund verlost.

Karin Jöhring und Frank Tischner waren mehr als zufrieden mit der Resonanz auf den ersten Azubi-Tag und freuten sich sehr über das große Interesse. „Mit neuen Eindrücken und Erfahrungen freuen sich die neuen Azubis jetzt hoffentlich auf den Beginn ihrer Berufsausbildung“, so Tischner.

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